Wer kennt sie nicht, die großen Buzz-Words rund um die Herausforderungen der Digitalisierung: Big Data Management, Disruption, Internet of Things oder auch künstliche Intelligenz. Oftmals eingebettet in eine Meta-Diskussion, die Unternehmer, egal aus welcher Branche, verunsichert zurücklassen. Konkrete Handlungsempfehlungen sind daher hilfreich.
Die Digitalisierung wird in verschiedenen Branchen unterschiedlich wahrgenommen und vorangetrieben. Die zentralen Player sind seit vielen Jahren Unternehmen aus dem Automotive- oder dem Gesundheitstechnologie-Bereich. Für sie stellt die Digitalisierung von Prozessen zunehmend eine Brückentechnologie dar, um in einem späteren Schritt künstliche Intelligenzen zu implementieren. Andere Zweige wie die Konsumgüter- oder die Maschinenbauindustrie nutzen digitale Anwendungen vor allem, um Käuferverhalten zu analysieren oder die Kommunikation zwischen Mensch und Maschine über Standorte hinweg zu organisieren. Öffentliche Organe digitalisieren ihre Verwaltungsprozesse, bauen dadurch Bürokratie ab und erweitern ihre Services.
Digitalisierung als Teil der Unternehmensstrategie
Alle Wirtschafts- und Administrationszweige haben dabei eins gemeinsam: Sie greifen auf Daten zurück und werten sie mit intelligenten Algorithmen aus. Dieses sogenannte Big Data Management stellt die Basis dar, um Produkte zu optimieren, Kundenbeziehungen zu verbessern, neue Kunden und Geschäftsfelder zu gewinnen – oder auch: um das eigene Geschäftsmodell zukunftssicher zu machen. Das Besondere an dieser Evolution ist, dass stets die gesamte Wertschöpfungskette betroffen ist. Und sie ist rasant. Eine immer kürzere Entwicklungszeit in Innovationsprozessen ist schon jetzt zu einem bestimmenden Wettbewerbsfaktor geworden.
Jedem Unternehmer ist daher dringend geraten, sein eigenes Geschäftsmodell kritisch zu analysieren und festzustellen, inwiefern es von der Digitalisierung betroffen ist. Dann lässt sich auch die eigene Strategie auf die sich kontinuierlich ändernden Bedingungen und Anforderungen anpassen und im operativen Geschäft umsetzen.
Schritt Nr. 1: Die Sicht ins Innere
Im ersten Schritt geht es darum, ganz grundsätzlich den Sinn und Zweck des Unternehmens zu erfragen und festzuhalten. Um hier auf eine adäquate Information zu kommen, muss entlang der gesamten Wertschöpfungs- und Ressourcenkette bis hin zur Werterschließung gedacht werden. Beginnend bei den Rohstoffen über Forschung und Entwicklung, Produktion, Marketing und Vertrieb bis hin zur Distribution und den Kunden selbst.
Dabei kommen auch die Unternehmenswerte wie Fachwissen, Kapital, Arbeit und das Produkt auf den Prüfstand. Anhand einer Skala schätzen Unternehmer die Arbeitsprozesse in der Wertschöpfungskette ein, inwieweit Digitalisierung, Disruption der Wertschöpfung durch eine Plattformtechnologie oder das Auflösen von Produktgrenzen durch Vernetzung in Systemen möglich (Internet of Things), wichtig oder dringlich ist.
Schritt Nr. 2: Die Sicht nach außen
Neben der internen Sicht ist es vor allem auch die Analyse externer Rahmenbedingungen, die bei einer erfolgreichen Strategie eine wichtige Rolle spielt. Es lohnt also, sich die Branche und deren Struktur genauso wie die Kundenbeziehung und Kundenstruktur haargenau anzuschauen. Das gibt oftmals Aufschluss über den tatsächlichen Grad der Digitalisierung und zeigt Möglichkeiten und Fortschritt einer Plattformökonomie oder Systemvernetzungen auf.
Schritt Nr. 3: Portfolio entwickeln
Die Ergebnisse aus beiden Sichtweisen dienen dann dazu, ein eigenes Wertschöpfungs-Portfolio mit möglichen neuen Geschäftsfeldern abzuleiten. Es bildet die Potenziale der Branche hinsichtlich Attraktivität, Leistung und Wachstum ab (s. Grafik) und setzt gleichzeitig die Prioritäten für die Unternehmensstrategie.
Schritt Nr. 4: Eigenen Handlungsrahmen festzurren
Entscheidet sich ein Unternehmer dazu, mit einer digitalen Strategie das eigene Unternehmen zu transformieren, dann setzt er entsprechende Leitplanken. Zunächst die Frage, welchen Sinn und Zweck die Digitalisierung hat. Denn nicht alles, was Sinn ergibt, ist auch unmittelbar sinnvoll für den Geschäftserfolg. Aber auch die Machbarkeit der Ziele wird berücksichtigt, welchen Mitteleinsatz und welche Investitionen auf den Betrieb zukommen. Nicht zu vergessen die Organisationsstruktur und die Mitarbeiterqualifizierung. Um die angedachten Aktivitäten zu messen, entwickeln Unternehmer entsprechende Kennziffern, Scorecards oder Balanced Scorecards. Die Transformation endet dabei nicht an der Struktur – auch die Unternehmens- und Führungskultur als „Soft Power“ wird Änderungen unterworfen.
Schritt Nr. 5: Mitarbeiter einbinden
Die Erfahrung zeigt: Je größer die Veränderung, desto härter der Widerstand. Das liegt nicht zuletzt auch an dem hohen Tempo der Neuentwicklungen und deren zunehmender Komplexität. Qualifizierte Mitarbeiter von heute wissen oftmals nicht, ob ihr spezielles Know-how im Unternehmen von morgen noch benötigt wird. Das wirkt überfordernd und bedeutet zunehmenden Stress für die Belegschaft. Damit umzugehen, stellt den Unternehmer vor ganz besondere Herausforderungen hinsichtlich Führung, Kommunikation und Fehlerkultur. „Soft Power“ verlangt qualitativen Einsatz auf der Führungsebene – ständig. Denn die Mitarbeiter wollen vom Sinn des Unternehmens überzeugt werden, um letztlich auch den Sinn in ihrem eigenen Tun zu erkennen. Fünf Faktoren sind dabei wichtig:
- Zusammenstellung von Teams
- Vertrauen schaffen
- Sinnhaftigkeit der Aufgabe erarbeiten
- Konflikte entscheiden
- Verbale und nonverbale Kommunikation
Thomas Kleinschnittger ist ein langjährig erfahrener Vertriebs- und Kunden-Direktor mit mehr als 25 Jahren Erfahrung in verschiedenen Führungspositionen in der Konsumgüter-Industrie. Seit 2012 ist Thomas als selbstständiger Berater für Unternehmen tätig.
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