In seiner halbjährlichen CFO-Umfrage beleuchtet Deloitte u.a. die Konjunkturwartungen sowie die Risiken für den Aufschwung, fragt aber auch nach digitalen Investitionen angesichts der Pandemie und ihrer Folgen. Ebenfalls auf der Themenliste: Klimaschutz und Nachhaltigkeit aus unternehmerischer Perspektive.
Umfrage bei 150 Finanzvorständen
Für die Umfrage hatte Deloitte zum Herbstbeginn über 150 Finanzvorstände befragt. Deren Geschäftsaussichten und Konjunkturerwartungen hat Deloitte in einer Vorabveröffentlichung thematisiert; jetzt folgt die Veröffentlichung des kompletten CFO Survey, der vor allem auf Digitalisierungsinvestitionen, Klimaschutzmaßnahmen und Nachhaltigkeitsagenda abzielt.
Ambitionierte Ziele zum Nachhaltigkeitsmanagement
„Es ist erstaunlich, wie schnell die Unternehmen in Bezug auf Klimaschutz und Nachhaltigkeitsmanagement reagiert und sich ambitionierte Ziele gesetzt haben“, sagt Rolf Epstein, als Partner bei Deloitte verantwortlich die CFO Programme. „Das Thema hat nicht erst seit dem Klimaschutzgipfel in Glasgow spürbar angezogen und ist bei den Unternehmen angekommen. Hier hat ein Großteil der Finanzvorstände erkannt, dass sie in diesen Feldern aktiv werden müssen, um bei ihren Kunden auf Dauer zu bestehen – ebenso wie bei der Digitalisierung.“
Digitalisierung wird durch Pandemie beschleunigt
Der oft erwähnte Digitalisierungsschub durch Corona scheint sich für die Unternehmen zu bewahrheiten. Die Corona-Krise hat eine massive Zunahme von digitalen Investitionen nach sich gezogen. Durch die Krise haben viele CFOs die zusätzlichen Potenziale ihre Unternehmen durch einen verstärkten Einsatz digitaler Technologien erkannt, bei 84 Prozent der Unternehmen wurden die digitalen Investitionen als Reaktion auf die Krise erhöht; in der Branchenbetrachtung liegt die chemische Industrie mit 100 Prozent Zunahme digitaler Investitionen klar vorne. Diese Steigerung der Investitionen in digitale Technologien ist nicht nur Rückenwind für eine beschleunigte Digitalisierung, sondern auch für das seit Jahren schwächelnde gesamtwirtschaftliche Produktivitätswachstum.
Die stärkere Anwendung von bereits bestehenden digitalen Technologien steht dabei für 75 Prozent der Befragten ganz oben auf der Agenda, zugleich wird Cyber Security (64 Prozent) durch das gestiegene Remote Working immer wichtiger. Danach folgen IT-Infrastruktur (53 Prozent) und der Ausbau digitaler Skills (51 Prozent). Zugleich wünschen sich die befragten CFOs unterstützende Maßnahmen vonseiten der Politik wie den Ausbau von schnellen Internetzugängen, bessere digitale Bildung sowie eine verstärkte Digitalisierung im öffentlichen Sektor wie etwa E-Government.
Transformation zu mehr Klimaschutz in vollem Gange
Angesichts der weltweit zunehmenden Klimadiskussion fühlen sich die Unternehmen zunehmend ambitionierten Klimazielen verpflichtet. So berichten 60 Prozent der Befragten von festen Reduktionszielen, wobei knapp 40 Prozent dabei sogar CO2-Neutralität anstreben. Ganz oben auf der Agenda steht die Reduktion der Emissionen bei der Konsumgüterindustrie und im Chemiesektor, wo sich jeweils über 75 Prozent konkrete Klimaziele gesetzt haben, gefolgt von Automotive, Real Estate und Technologie. Im europäischen Vergleich können sich die deutschen Unternehmen dabei im oberen Mittelfeld behaupten.
Zwei Drittel der Unternehmen fokussieren sich bei ihren Klimamaßnahmen auf die Vermeidung ihrer eigenen Emissionen (66%), knapp die Hälfte strebt an auch in der Lieferkette Emissionen zu reduzieren sowie selbst klimafreundliche Produkte und Dienstleistungen zu entwickeln (jeweils 46%). Entscheidendes Motiv für die eigene Klimaschutzstrategie bestand bei 63 Prozent der Befragten in der Stärkung des Ansehens beim Kunden, gefolgt von Kostenreduktion (41%), Anpassung an Kundenwünsche (39%) und regulatorische Anpassungen (36%).
Nachhaltigkeitsmanagement noch mit Lücken
Die hohe Bedeutung der Finanzfunktion bei der Umsetzung neuer unternehmensweiter Nachhaltigkeitsziele beleuchtet der aktuelle CFO Survey ebenfalls. „Der Finanzbereich erfüllt einerseits externe Rechenschaftspflichten, und leistet andererseits die Integration von Nachhaltigkeit ins Performance-Management„, sagt Markus Seeger, Director bei Deloitte und einer der Studienautoren. „Beim jeweils gewählten Anspruchsniveau ergeben sich aber deutliche Unterschiede.“ So streben 15 Prozent der Unternehmen das ambitionierteste Ziel einer Sustainability-Pionierrolle an, wohingegen immerhin 41 Prozent dem Thema strategische Relevanz beimessen.
„Organisatorisch werden zwar zunehmend Strukturen für Nachhaltigkeitsprozesse geschaffen“, so Seeger weiter. „Die Finanzfunktion spielt bei der organisatorischen Verankerung des Nachhaltigkeitsmanagements bei gerade mal knapp einem Viertel eine tragende Rolle; hingegen haben 53 Prozent der Befragten das Thema direkt dem CEO-Bereich zugeordnet.“
Aufschlussreich sei auch der Studienbefund, dass bei der Integration von Nachhaltigkeit in die Steuerungsprozesse teilweise noch Nachholbedarf besteht: „Erst 49 Prozent der Teilnehmer haben bereits eine Verankerung von Nachhaltigkeitskriterien in der externen Berichterstattung umgesetzt. Auch bei der Definition von Nachhaltigkeitszielen, KPIs oder der Bereitstellung relevanter Daten als Entscheidungsgrundlage klaffen noch Lücken. Unternehmen sollten daher aktuell besondere Aufmerksamkeit auf ihre Steuerungsprozesse für Nachhaltigkeit legen“, so Seeger.
Den vollständigen CFO Survey können Sie hier herunterladen:
https://www2.deloitte.com/de/de/pages/finance-transformation/articles/cfo-survey.html
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