Jeder weiß, dass ein Unternehmen permanent an sich arbeiten muss, damit es auch in Zukunft floriert. Vorwärtsdenker und Erneuerer, auch als Corporate Rebels bezeichnet, sind deshalb von nun an gefragt. Ihre schnell umsetzbaren Initiativen zielen auf fortwährenden Wandel. Diese werden zunehmend Workhacks genannt.
Woher stammt der Begriff Workhacks?
Der Begriff Workhack stammt aus der Szene der jungen Unternehmen. Meines Wissens wurde er von der Organisationsentwicklerin Lydia Schültken im deutschsprachigen Raum eingeführt. Er bezeichnet Methoden, Maßnahmen und Tools, die dazu dienen, ineffiziente Vorgehensweisen möglichst rasch loszuwerden, um Verschwendung in Form von Zeit, Geld und Ressourcen zu vermeiden. Auf sich selbst organisierende Weise kommen intelligentere, effizientere, passendere Wege der Aufgabenbewältigung, der Zielerreichung und der Zusammenarbeit zum Einsatz.
So erzeugt man eine erstens fortwährende und zweitens vorausschauende Selbsterneuerung in kleinen Schritten. Sind die Mitarbeiter nämlich daran gewöhnt, sich permanent anzupassen, dann ist es viel leichter, Wandel voranzubringen. Veränderungsbereitschaft wird zur Normalität, weil sie durch ständiges Ausprobieren, Reflektieren, Adaptieren und Optimieren de facto täglich trainiert wird.
Workhacks kommen aus der Mitte der Organisation
Workhacks werden nicht, wie in klassischen Organisationen üblich, „von oben“ angestoßen und dann zwangsimplementiert. Sie brauchen keinen langen Planungsvorlauf und kein offizielles Controlling. Vielmehr kann hierarchieunabhängig und interdisziplinär jeder einzelne Mitarbeiter passende Hacks initiieren, wenn er die Notwendigkeit dafür sieht. Derartige Eigeninitiativen entstehen meist ohne Mandat.
Sie werden auch nie als Muss vorgegeben, sondern stellen Anregungen dar. Weil im Vorfeld nicht klar ist, wie die Organisation darauf reagiert, werden sie ganz unkompliziert zunächst als Experiment konzipiert für eine festgelegte Dauer getestet – und dann übernommen oder iterativ weiterentwickelt. Das Team entscheidet das unter sich. Der Chef wird weder als Ermächtiger noch als Schiedsrichter gebraucht. So machen Workhacks die Anwender frei von Bevormundung und Fremdsteuerung – und rasch sehr viel besser.
Im Rahmen von „Hack the Org“-Veranstaltungen kann man Workhacks sogar in größerem Stil initiieren. So werden beim Software-Hersteller Dropbox sogenannte „Hack Weeks“ durchgeführt, um jenseits des Tagesgeschäfts an neue Ideen und verbesserte Vorgehensweisen heranzukommen. In allen Fällen geht es natürlich um „White-Hat-Hacks“, also um solche, die guten Zwecken dienen.
Corporate Rebels werden von nun an gebraucht
Corporate Rebels sind in diesem Kontext unverzichtbar. Sie sind denen, die weniger couragiert sind, ein Vorbild. Wie ein Katalysator setzen sie Prozesse in Gang, die sich im gesamten Unternehmen weiterverbreiten. So bringen sie Agilität und Veränderungswillen bis in den letzten Winkel einer Organisation. Sie können ferner zum Sprachrohr derjenigen werden, die Veränderungen längst ebenfalls wollen, dies aber nicht zu sagen wagen, weil sie typbedingt nicht den Mut dazu haben. Oder weil sie früher selbst öfter mal Queres wagten, aber abgekanzelt und desillusioniert worden sind.
Mitarbeiter geben ihre Gedanken nur dann preis, wenn sie glauben, dass diese Wertschätzung erfahren. Und wenn sie wissen, dass Fehler kein Beinbruch sind. Denn Fehler sind der Preis für Evolution und Innovation. Fehler machen bedeutet: Üben, um siegen zu lernen. „Wenn wir nicht genügend Fehler machen, heißt das, dass wir nicht genügend neue Dinge ausprobieren“, erklärt Philip Knight, Gründer der Lifestyle-Marke Nike. Nur so können bahnbrechende Innovationen gelingen.
Mutig experimentieren und Neues ausprobieren
„Just do it“ beginnt eben damit, gemeinsam quer zu denken und quer zu handeln, Dazu gehört auch, sich zu trauen, etwas zu wagen – auch explizit ohne um Erlaubnis zu fragen. Sowohl strategische als auch operative Neuerungen können deshalb nur dort entstehen, wo es den passenden Nährboden gibt:
- die Erlaubnis zum Widerspruch,
- ein freizügiges Teilen guter Ideen,
- eine ergebnisoffene Lernkultur und
- Freiraum zum Experimentieren.
Gib Menschen Spielraum, und sie werden dich in Staunen versetzen. In positives Staunen! Wir wollen nicht verändert werden, wir wollen verändern. Freiwilligkeit ist die wichtigste Zutat für Antrieb und Umschwung. Dann tun wir etwas nicht, weil wir es müssen, sondern deshalb, weil wir es wirklich wollen. Und am Ende steht der „Mein-Baby-Effekt”: Was man selbst geschaffen hat, lässt man nicht mehr im Stich. Zudem entsteht der Ambassadoren-Effekt: Man redet darüber und steht dafür ein.
15 passende Workhacks habe ich in meinem Querdenkerbuch ausführlich beschrieben. Darin geht es natürlich nicht um die „Sogenannten“ auf der Straße, sondern um die wahren, konstruktiven Ideengeber und Zukunftsgestalter, die der Menschheit zu allen Zeiten den Fortschritt brachten.
Das Buch zum Thema
Anne M. Schüller
Querdenker verzweifelt gesucht
Warum die Zukunft der Unternehmen
in den Händen unkonventioneller Ideengeber liegt
Mit einem Vorwort von Gunter Dueck
Gabal Verlag 2020, 240 S. 29,90 Euro
ISBN: 978-3-86936-998-3
Die Autorin
Anne M. Schüller ist Managementdenker, Keynote-Speaker, mehrfach preisgekrönte Bestsellerautorin und Businesscoach. Die Diplom-Betriebswirtin gilt als führende Expertin für das Touchpoint Management und eine kundenzentrierte Unternehmensführung. Zu diesen Themen hält sie Impulsvorträge auf Tagungen, Fachkongressen und Online-Events. 2015 wurde sie für ihr Lebenswerk in die Hall of Fame der German Speakers Association aufgenommen. Beim Business-Netzwerk Linkedin wurde sie Top-Voice 2017 und 2018. Von Xing wurde sie zum Spitzenwriter 2018 und zum Top Mind 2020 gekürt. Ihr Touchpoint Institut bildet zertifizierte Touchpoint Manager und zertifizierte Orbit-Organisationsentwickler aus. www.anneschueller.de