POS-Marketing: Österreich ist ein Display-Land

Mehrweg-Displays

Nach Schätzung des Logistikverbund Mehrweg (LVM) werden allein in Österreich ca. 3 Mio Displays jährlich am POS eingesetzt. Verkaufsdisplays sind i.d.R. aus Wellpappe oder Kartonagen, in Einzelfällen werden zur Stabilisierung auch zusätzliche Holz- oder Kunststoffelemente verwendet. Alle in Österreich zum Einsatz kommende Displays sind Einweg-Displays. Diese haben vor ihrer Entsorgung am POS zumeist nur eine Lebensdauer von 2 Wochen. Das Gewicht eines Einwegdisplays beträgt im Durchschnitt 6 kg. Daraus ergibt sich ein theoretisches Abfallvermeidungspotential an Kartonagenverpackungen von 12 bis 18 Mio kg. im Jahr.

Nutzen von Mehrweg-Displays

Mehrweg-Lösungen sind über den gesamten Lebenszyklus eindeutig als ökonomisch und ökologisch vorteilhafter zu werten als Einweg-Displays. Neben der Reduzierung von Verpackungsabfällen steigt im allgemeinen der ökonomische Nutzen durch Amortisierung der Anschaffungskosten. Da Mehrwegdisplays auf Mietbasis angeboten werden kann im Vergleich zu Einwegsystemen von einem Kostenvorteil ausgegangen werden.

Bisherige Mehrweg-Angebote

Eine Marktanalyse der österreichischen GS1-Arbeitsgruppe „Mehrweg-Displays“ ergab, dass es weltweit bislang nur sehr wenige Mehrweg-Displays gibt. Für  Zweitplatzierungen gibt es am POS zwar Lösungen ohne Einweg-Display, allerdings sind diese eher beim „Regalbau“ anzusiedeln.

Ein aus Metall gefertigtes Mehrweg-System namens „Proteus Smart Display“, das modular auf verschiedene Produkte angepasst werden kann, wurde in Holland gefunden. Dieses neue System inkl. einer entsprechenden Pool-Lösung befindet sich derzeit noch in einer Einführungsphase.

Das Pilot-Display

VertreterInnen aus z.B. Handel, Lebensmittelproduktion, Forschung, Verpackungsherstellung, Pooling-Systemen u.a. haben im Rahmen der L-MW-Arbeitsgruppe ein Anforderungsprofil ausgearbeitet und mit der Fa. Polymer Logistics einen entsprechenden Partner zur Durchführung der Pilotphase gefunden.

Das getestete Mehrweg-Display besteht aus 4 übereinander liegenden Tassen aus Kunststoff im Format 40 x 60 cm, das mit ausklappbaren Stützen als Abstandshalter zwischen den  Tassen ausgestattet ist. Das Mehrweg-Display ist kombinierbar mit allen im Markt befindlichen Standard-Ladungsträgern wie z.B. Chep-1/4-Palette, Dollie etc.

Der Pilot-Test

Im November 2017 konnte das Pilot-Projekt mit der Ottakringer Brauerei und der Spar bzw. Eurospar durchgeführt werden. Die pulswerk GmbH hat die Pilotphase mit entsprechenden Untersuchungen und Analysen begleitet. Ziel der Pilotphase war der Vergleich zwischen einem Einweg- und einem Mehrweg-Display unter realen Bedingungen.

0,33 l-Flaschen-Trays der Ottakringer Brauerei wurden im Pilot-Test einerseits auf Einweg- und andererseits auf Mehrweg-Displays am POS angeboten. 56 Eurospar-Filialen wurden zur Hälfte mit einem Einweg-Display bzw. mit einem Mehrweg-Display beliefert.

Erhoben wurden z.B. die Mengen an Kartonagen, die Bauzeiten sowie qualitative Erhebungen im Distributionszentrum der Spar als auch in den Filialen.

Key Findings des Pilot-Tests

  • Die Messungen an eingesetzten Kartonagen zeigen pro Mehrweg-Display im Vergleich zum Einweg-Display ein Einsparungs- bzw. Abfallvermeidungspotential von ca. 60%
  • Nach dem Pilottest wurde die Markenkennzeichnung der MW Displays nochmals optimiert, an Stelle einer Kartoneinlage in den Tassen wird nunmehr ein dünnes Papierband eingesetzt, die Kartoneinsparung beträgt im Vergleich zum Einwegdisplay nunmehr 96%.
  • Der Bau des Mehrweg-Displays erbrachte gegenüber dem Einweg-Display eine Zeitersparnis von ca. 26 %.
  • Bei den Filialbesuchen wurden bei dem Einweg-Display häufiger Spuren von Bruch und Beschädigungen gefunden. Bei den Mehrweg-Displays wurden während der Testphase keine Beschädigungen beobachtet.
  • Dadurch, dass bei dem Mehrweg-Display die Ware zwischen den Tassen nicht direkt aufeinander steht, konnten die Kunden die Ware besser aus den unteren Tassen entnehmen.
  • Zu dem Mehrweg-Display war leider wenig bis keine Info zum Rückführungs-Procedere beim Personal der betroffenen Filialen angekommen.
  • Der Rücktransport der Mehrweg-Displays aus der Filiale zum Distributionszentrum ist in der Regel effizienter, da das Mehrweg-Display zusammengeklappt wird, die stapelbaren Tassen auf Paletten in den Kreislauf zurückgeführt werden und eine LKW-Ladung über 4.000 Tassen fassen könnte. Beim Einweg-Display sind die Kartonagen meist sperrig und nehmen in den Rollcontainern viel Platz weg.
  • Das Mehrweg-Display funktioniert als Pooling-System, wodurch sich Transportwege reduzieren lassen würden. Die Displays könnten dann direkt zum logistisch sinnvollsten Standort transportiert werden.

Next Steps

Aufgrund der äußerst positiven Ergebnisse hat Polymer in Österreich eine Poollösung geschaffen, die Fa. Packservice in Achau hat den Vertrieb der MW Displays übernommen, die auf Mietbasis den Herstellern von Markenartikeln zur Verfügung gestellt werden.

Aber auch von Seite der Handelsmarken ist das Interesse an diesem neuen System groß.

Derzeit laufen Bestrebungen bei den großen Handelsketten in Österreich eine generelle Akzeptanz des Mehrwegdisplays zu erreichen, der jeweils erreichte Status ist bilateral in Erfahrung zu bringen.

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Dieser Artikel wurde uns freundlicherweise von Prof. Dr. Nikolaus Hartig zur Verfügung gestellt.

Für nähere Informationen oder wenn Sie Fragen haben, wenden Sie sich bitte an Nikolaus Hartig unter hartig@l-mw.at  bei der GS1 unter: +43 1 505 86 01  oder besuchen Sie die L-MW Website  http://www.l-mw.at.