Nach massiven Einbrüchen in der Corona-Krise erholt sich das Konsumklima in Deutschland schrittweise. Wie die fünfte Ausgabe des Deloitte Global Consumer Pulse Survey zeigt, werden die Sorgen kleiner und die Shoppinglust größer. Auch die Bereitschaft zum Verreisen wächst wieder. Damit setzt sich der Aufwärtstrend aus den vorangegangenen Befragungen fort.
Stimmung in Deutschland hellt sich auf
Im weltweiten Vergleich gehen die gesundheitlichen und finanziellen Sorgen in Deutschland am stärksten zurück: 35 Prozent der deutschen Befragten sorgen sich um ihre eigene Gesundheit und 42 Prozent um die ihrer Angehörigen. Bei der Befragung im Vormonat waren es noch 40 bzw. 51 Prozent. Aus finanzieller Sicht sind lediglich 28 Prozent besorgt, ihren Arbeitsplatz zu verlieren und 20 Prozent befürchten, anstehende Zahlungen nicht leisten zu können. Das steigende Gefühl an Sicherheit weckt bei vielen den Wunsch, in den gewohnten Alltag zurückzukehren. Nach Wochen und Monaten im Homeoffice fühlen sich 60 Prozent der Arbeitnehmer mittlerweile sicher genug, an ihren Arbeitsplatz zurückzukehren.
Konsum-Alltag stellt sich sein
Fast die Hälfte der Deutschen blickt dem Einkaufen in Geschäften wieder sorglos entgegen. Dabei würde jeder Zweite bei einem attraktiven Angebot auch Produkte kaufen, die nicht unbedingt notwendig sind. „Die steigende Sicherheit hat Auswirkungen auf die Sparquote der deutschen Verbraucher“, beobachtet Egbert Wege, Partner bei Deloitte und Leiter von Monitor Deloitte. „In den kommenden vier Wochen planen sie, kein Geld mehr zur Seite zu legen. Nur noch 27 Prozent möchten größere Anschaffungen auf einen späteren Zeitpunkt verschieben.“
Auch bei der Auswahl der Produkte sind Veränderungen zu erkennen: Zu Beginn der Pandemie haben 49 Prozent der Konsumenten großen Wert auf vertraute Herstellermarken gelegt. Mittlerweile greifen nur noch 39 Prozent zu Markenprodukten. Medikamente online zu bestellen scheint sich allerdings für ein Viertel der Konsumenten zu bewähren. Auch die Einkaufsmöglichkeit „Click & Collect“ bleibt beliebt. Ein Viertel der Befragten bestellt Produkte online und holt sie vor Ort im Geschäft ab, um Versandkosten und Zeit zu sparen.
Freizeitaktivitäten wieder hoch im Kurs
Wie die Umfrage zeigt, möchten viele ihre Freizeit wieder abwechslungsreicher gestalten. So fühlen sich 40 Prozent der deutschen Verbraucher sicher dabei, in ein Restaurant oder in eine Bar zu gehen. Dieser Trend zeichnet sich auch bei Dienstleistungen ab: 45 Prozent empfinden einen Besuch bei Arzt, Friseur oder Nagelstudio als ungefährlich. Bei Großveranstaltungen bleiben sie jedoch skeptisch: Nur 21 Prozent würden bedenkenlos Veranstaltungen wie Konzerte, Theatervorstellungen oder Sportevents besuchen.
Mobilitätsverhalten normalisiert sich
Die allmähliche Rückkehr ins Büro sowie der Wunsch nach einem normalen Alltag haben auch Auswirkungen auf die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel: Obwohl das eigene Fahrzeug einen unverändert hohen Stellenwert hat, sind die Befragten weniger zurückhaltend bei der Nutzung anderer Transportmittel. Nur noch 39 Prozent planen, die Nutzung in den nächsten drei Monaten einzuschränken. Vier Wochen zuvor waren es noch 45 Prozent.
Der Sommerurlaub kann kommen
Mit den steigenden Temperaturen wächst bei den Deutschen das Bedürfnis zu Verreisen. 36 Prozent schätzen den Gedanken, jetzt in einem Hotel zu übernachten, als unbedenklich ein. Einen Aufenthalt im Hotel oder in einer Ferienwohnung innerhalb der nächsten drei Monate hält ein Drittel für wahrscheinlich. Neben dem Auto als Haupttransportmittel sehen 24 Prozent eine Zugreise als Option an. Auch Flugreisen werden wieder attraktiver – wenn auch nur mäßig: Während sich vor vier Wochen lediglich 15 Prozent einen internationalen Flug und 11 Prozent einen Inlandsflug vorstellen konnten, sind die Werte nun leicht auf 18 und 12 Prozent angestiegen. Kreuzfahrten kommen hingegen nur für 8 Prozent infrage.
Konsumklima in Europa
In fast allen europäischen Ländern sehen die Umfrageteilnehmer die Shutdown-Lockerungen positiv und kehren langsam zur Normalität zurück. Allerdings sorgen sich einige Nationen mehr um die finanzielle Perspektive als andere: Während in Spanien und Polen rund die Hälfte der Befragten fürchtet, ihren Arbeitsplatz zu verlieren, sind es in Deutschland, Frankreich, Belgien und in den Niederlanden weniger als ein Drittel. Auch beim Thema Freizeitaktivitäten sticht ein Land besonders hervor: Die Bevölkerung Großbritanniens fühlt sich zum Befragungszeitraum im europäischen Vergleich am unsichersten bei dem Gedanken, wieder in Geschäfte und Restaurants zu gehen oder Veranstaltungen und Ärzte zu besuchen. Auch beim Reisen sind sie zurückhaltender.
„Kauflust und Unternehmensfreudigkeit in Deutschland kehren zurück“, beobachtet Karsten Hollasch, Partner und Leiter Consumer Business bei Deloitte. „Vor allem im internationalen Vergleich gibt das Stimmungsbild der deutschen Verbraucher Anlass zum Aufatmen. Allerdings wird die COVID-19-Pandemie das Einkaufs-, Reise- und Mobilitätsverhalten langfristig verändern – nicht nur in Deutschland, sondern weltweit. Daher gilt es, das Konsumverhalten weiterhin intensiv zu beobachten, um sich frühzeitig auf neue Trends einstellen zu können.“
Über die Studie
Die zehnteilige Studienreihe „Global Consumer Pulse Survey“ von Deloitte analysiert den Einfluss von COVID-19 auf das Verhalten von Konsumenten. Die Ergebnisse der fünften Datenerhebung basieren auf einer repräsentativen Befragung im Zeitraum vom 13. bis 15. Mai mit Verbrauchern aus 17 Ländern. Pro Land haben mehr als 1.000 Personen teilgenommen.
Die fünfte Ausgabe des Global Consumer Pulse Survey finden Sie hier zum Download:
ots