
Es ist eine weit verbreitete Auffassung, dass der Ruhestand eine Zeit ist, in der man sich nur noch der Freizeit und dem Vergnügen widmet. Viele Menschen sehnen sich nach dem Moment, in dem sie nicht mehr arbeiten müssen und ihre Zeit mit Hobbys, Reisen oder einfach nur mit Entspannen verbringen können. Während diese Perspektive verlockend sein mag, gibt es zahlreiche Gründe, warum es sich lohnt, auch nach dem offiziellen Ruhestand beruflich zumindest noch etwas aktiv zu bleiben:
- Geistige und körperliche Gesundheit: Das aktive Arbeiten hält nicht nur den Körper, sondern auch den Geist fit. Regelmäßige geistige Anregung kann helfen, altersbedingte Krankheiten wie Demenz und Alzheimer vorzubeugen. Zudem ermöglicht die Arbeit, sich körperlich zu bewegen und nicht in Inaktivität zu versinken.
- Soziale Kontakte: Die Arbeit ermöglicht es, regelmäßig mit anderen bzw. neuen Menschen in Kontakt zu kommen. Dies fördert soziale Interaktionen, die entscheidend für das allgemeine Wohlbefinden und die geistige Gesundheit sind.
- Struktur im Alltag: Ein geregelter Arbeitsalltag gibt Struktur und einen festen Rhythmus. Dies kann helfen, sich motiviert und engagiert zu fühlen, anstatt in Lethargie und Missmutigkeit zu versinken.
- Weiterentwicklung und Lernen: Das lebenslange Lernen hört nicht mit dem Eintritt in den Ruhestand auf. Durch die Arbeit kann man weiterhin neue Fähigkeiten erlernen und bestehende Kenntnisse vertiefen.
- Zusätzliches Einkommen: Selbst wenn es nicht unbedingt notwendig ist, kann ein zusätzliches Einkommen helfen, den Lebensstandard zu erhöhen, besondere Wünsche zu erfüllen oder einfach für unerwartete Ausgaben gerüstet zu sein.
- Erfüllung und Selbstwertgefühl: Für viele Menschen ist ihre Arbeit nicht nur ein Job, sondern eine Berufung oder Leidenschaft. Die Fortsetzung der Arbeit kann daher zu einem Gefühl der Erfüllung und des Selbstwertgefühls beitragen.
- Gesellschaftlicher Beitrag: Auch im Ruhestand kann man weiterhin zur Gesellschaft beitragen. Sei es durch ehrenamtliche Tätigkeiten, Beratungen oder durch die Weitergabe von Wissen und Erfahrungen an jüngere Generationen.
- Flexibilität: Im Ruhestand muss man ja nicht mehr Vollzeit arbeiten. Man kann sich Projekte aussuchen, die einen wirklich interessieren, und hat die Flexibilität, in Teilzeit zu arbeiten oder zeitweise freiberufliche Tätigkeiten auszuüben.
Natürlich ist es wichtig zu betonen, dass der optimale Ruhestand für jeden Menschen anders aussieht. Während einige das Bedürfnis haben, vollständig von der Arbeitswelt Abstand zu nehmen, finden andere Erfüllung darin, weiterhin aktiv zu bleiben. Es gibt kein „richtig“ oder „falsch“. Es geht darum, herauszufinden, was für den Einzelnen am besten funktioniert und wie er seine Zeit im Ruhestand am sinnvollsten und erfüllendsten gestalten kann.
Eine steigende Zahl an Rentnern geht in Deutschland einer Beschäftigung nach. So sind derzeit 1.123.000 Arbeitnehmer über 67 Jahre alt und haben somit das reguläre Renteneintrittsalter überschritten. Davon sind allerdings 872.000 ausschliesslich geringfügig über sogenannte 520-Euro-Mini-Jobs beschäftigt, vielfach, weil ihre Rente nicht reicht. Einer Auswertung des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft (IW Köln) zufolge liegt der Anteil der Akademiker unter den erwerbstätigen Menschen im Rentenalter mit 37 Prozent deutlich über dem Durchschnitt von 27 Prozent. Zudem spielten bei Befragungen Motive wie »Spaß an der Arbeit« oder »Kontakt zu anderen Menschen« eine größere Rolle als die Entlohnung.