Beliebtsein ist eine Eigenschaft, die in sozialen und beruflichen Kontexten entscheidend sein kann. Doch was macht bestimmte Menschen so sympathisch und beliebt? Lange Zeit wurde angenommen, dass Faktoren wie äußeres Erscheinungsbild, Schlagfertigkeit oder Humor dafür verantwortlich sind. Neuere neurowissenschaftliche Studien, wie die von Noam Zerubavel an der Columbia University, zeigen jedoch, dass Sympathie tief in der Art und Weise verwurzelt ist, wie unser Gehirn arbeitet. Es geht weniger um oberflächliche Merkmale, sondern vielmehr um neuronale Muster, die bestimmen, wie gut wir uns mit anderen auf mentaler und emotionaler Ebene synchronisieren können.
Beliebtheit entsteht durch neuronale Verbindung
Die Studie von Zerubavel zeigt, dass unsere Beliebtheit stark davon abhängt, wie ähnlich unsere Denk- und Wahrnehmungsmuster denen unserer sozialen Gruppen sind. Dieses Phänomen der „mentalen Synchronisation“ beschreibt die Übereinstimmung von Perspektiven, Interessen und Verhaltensweisen zwischen Menschen. Wir fühlen uns von Natur aus zu Personen hingezogen, die „auf unserer Wellenlänge“ liegen.
Ein Beispiel: Stellen Sie sich ein Verkaufsgespräch vor, in dem Sie als Verkäufer genau die Werte und Ansichten des potenziellen Kunden spiegeln. Der Kunde fühlt sich verstanden und baut eine emotionale Verbindung zu Ihnen auf. Diese Fähigkeit zur mentalen Angleichung ist es, die über Sympathie – und letztlich den Erfolg – entscheidet.
Die wissenschaftliche Grundlage: Was Ihr Gehirn über Sympathie verrät
Zerubavels Forschung nutzte MRT-Scans, um die Gehirnaktivitäten von Personen in sozialen Interaktionen zu analysieren. Die Teilnehmer reagierten auf dieselben Stimuli, etwa emotionale Geschichten oder Videos. Die Ergebnisse zeigten, dass Personen, deren neuronale Reaktionen ähnlich waren, als sympathischer wahrgenommen wurden.
Entgegen früherer Annahmen spielten äußere Faktoren wie Schönheit oder Intelligenz kaum eine Rolle. Entscheidend war vielmehr die Fähigkeit, eine tiefe, unsichtbare Verbindung auf neuronaler Ebene herzustellen. Diese Erkenntnis hat weitreichende Implikationen für den beruflichen und privaten Erfolg, insbesondere in Bereichen wie Vertrieb, Verhandlungen und Teamarbeit.
Strategien, um Ihre neuronale Synchronisation zu fördern
Sympathie ist keine angeborene Eigenschaft, sondern eine Fähigkeit, die trainiert werden kann. Die folgenden Ansätze helfen Ihnen, Ihre mentale Synchronisation zu verbessern und Ihre Beliebtheit zu steigern:
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Perspektivenwechsel: Die Welt durch die Augen anderer sehen
Sympathische Menschen zeichnen sich durch Empathie aus – die Fähigkeit, die Gedanken und Gefühle anderer zu verstehen. Im beruflichen Kontext bedeutet dies, aktiv zuzuhören und auf die Bedürfnisse des Gegenübers einzugehen.
Beispiel: In einem Vertriebsgespräch könnten Sie fragen: „Welche Herausforderungen sehen Sie aktuell in Ihrem Unternehmen?“ Durch diese offene Frage zeigen Sie nicht nur Interesse, sondern schaffen eine Basis, auf der Gemeinsamkeiten entdeckt werden können.
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Gemeinsamkeiten gezielt nutzen
Die Forschung zeigt, dass Gemeinsamkeiten auf neuronaler Ebene Sympathie fördern. Diese lassen sich auch bewusst herstellen.
Beispiel: Ein Verhandlungsexperte könnte sich in einem Meeting auf gemeinsame Ziele oder Interessen konzentrieren, etwa: „Ich sehe, dass wir beide daran interessiert sind, eine langfristige Zusammenarbeit aufzubauen. Wie können wir das am besten erreichen?“ Solche Aussagen schaffen Vertrauen und verstärken das Gefühl, auf derselben Seite zu stehen.
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Emotionale Intelligenz einsetzen
Emotionale Intelligenz ist eine Schlüsselkompetenz, um Beliebtheit zu steigern. Dies bedeutet, nicht nur auf die Worte, sondern auch auf Körpersprache und Tonfall des Gegenübers zu achten.
Beispiel: Wenn ein Kunde im Gespräch zögert, könnten Sie dies empathisch ansprechen: „Ich habe das Gefühl, dass es noch Bedenken gibt. Was kann ich tun, um diese auszuräumen?“ Diese proaktive Ansprache zeigt, dass Sie nicht nur zuhören, sondern auch aktiv an einer Lösung interessiert sind.
Die Rolle der Authentizität
Sympathie funktioniert nur in Kombination mit Authentizität. Menschen spüren intuitiv, wenn jemand versucht, sich zu verstellen, um gemocht zu werden. Die Forschung von Zerubavel betont, dass es weniger um Perfektion geht, sondern darum, echt zu sein.
Beispiel aus der Praxis: Ein Vertriebsmitarbeiter, der ehrlich zugibt, dass ein bestimmtes Produkt nicht alle Anforderungen des Kunden erfüllt, gewinnt oft mehr Vertrauen als jemand, der eine Lösung übertrieben positiv darstellt. Ehrlichkeit schafft Glaubwürdigkeit – eine Grundlage für Sympathie.
Praktische Tipps, um Sympathie bewusst zu stärken
- Aktives Zuhören: Erfassen Sie nicht nur die Worte, sondern auch die Gefühle hinter der Aussage Ihres Gegenübers.
- Spiegeln: Passen Sie Ihre Körpersprache, Ihre Wortwahl und Ihren Tonfall subtil an die Ihres Gesprächspartners an. Dies schafft eine unbewusste Verbindung.
- Persönliche Geschichten teilen: Authentische Anekdoten können helfen, gemeinsame Werte oder Erlebnisse zu betonen und eine tiefere Verbindung herzustellen.
Beliebtheit als Erfolgsfaktor im beruflichen Kontext
Die Erkenntnisse über die neuronalen Grundlagen von Sympathie sind besonders im beruflichen Kontext wertvoll. Im Vertrieb beispielsweise entscheidet oft die Beziehungsebene darüber, ob ein Deal zustande kommt. Ebenso spielen in Verhandlungen und in der Teamführung Sympathie und die Fähigkeit, sich mental auf andere einzustellen, eine entscheidende Rolle.
Die wichtigste Erkenntnis lautet: Beliebtsein ist kein Zufallsprodukt, sondern eine trainierbare Fähigkeit. Wer aktiv zuhört, Gemeinsamkeiten schafft und authentisch kommuniziert, wird nicht nur sympathischer wahrgenommen, sondern kann auch nachhaltige und erfolgreiche Beziehungen aufbauen.
Nutzen Sie diese wissenschaftlichen Erkenntnisse, um in Ihrem beruflichen und privaten Umfeld gezielt Sympathie aufzubauen und langfristigen Erfolg zu sichern. Denn: Ihr Gehirn ist der Schlüssel zu Ihrem Beliebtsein – und damit zu Ihrem Erfolg.
Mag. (FH) Ulrike Knauer
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